Ich will Putins Krieg nicht mitfinanzieren

  • Gudula Seegmüller
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  • 15.03.2022

Erdöl stammt in Deutschland zu einem Drittel aus Russland, Steinkohle und Erdgas etwa zur Hälfte. Derzeit wird viel darüber diskutiert und es werden Strategien entwickelt, wie Deutschland unabhängiger von Russlands fossilen Energieträgern werden kann. Dabei wird meist davon ausgegangen, dass wir die gleiche Menge woanders einkaufen müssen. Für mich gibt es da aber noch einen anderen Weg: einfach weniger verbrauchen. Und zwar am besten alle gemeinsam, jeder nach seinen Möglichkeiten. Jeder kann seinen ganz persönlichen Beitrag leisten: nur dann Räume heizen, wenn sie genutzt werden, die Raumtemperatur reduzieren, auch mal mit einer Decke oder einem dickeren Pulli abends auf dem Sofa sitzen, elektrische Geräte ausschalten, wenn sie nicht gebraucht werden. Statt sich über die hohen Spritpreise zu ärgern, kann ich auf der Autobahn freiwillig maximal Tempo 130 fahren oder kurze Wege z.B. zum Einkaufen nicht mit dem Auto erledigen, sondern mit dem Fahrrad. In Korb und Rucksack passt viel mehr, als viele denken. Es ist auch gar nicht so kompliziert, seinen eigenen Strom zu produzieren – zum Beispiel mit zwei Solarmodulen als „Balkonkraftwerk“ oder der eigenen Photovoltaik-Anlage. Schulkinder können selbst zur Schule und zu Freizeitaktivitäten radeln anstatt mit dem Elterntaxi. Und es gibt noch viel mehr Möglichkeiten.

Man kann sich immer wieder darüber aufregen, dass die Regierung nicht genügend oder das Falsche tut – damit ändert sich aber nichts. Stattdessen macht es doch viel mehr Sinn, selbst was zu ändern – jeder für sich. So lässt sich dem Ohnmachtsgefühl gegenüber Putins Krieg etwas entgegensetzen. Außerdem kann ich es nur schwer ertragen, dass mit dem Geld, das ich für Strom, Heizung und Benzin ausgebe, in Europa Krieg geführt wird, dass viel zu viele völlig unnötig sterben oder ihre Heimat verlieren. Verglichen mit dem, was die Soldaten, die in ihrer Stadt Eingeschlossenen und was Flüchtlinge erleben müssen, sind die kleinen Unannehmlichkeiten, die das Strom-, Gas- und Spritsparen mit sich bringen, für mich gut hinnehmbar. Wenn jeder etwas tut, können wir etwas bewegen!


Leserbrief zum Thema „Energieeinsparung“ von Gudula Seegmüller (Gelnhausen), 15.03.2022

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